Detox – Ein mittlerweile sehr kommerziell genutzter Begriff, der vielerlei Facetten besitzt. Der folgende Artikel geht darauf ein, wie komplex Entgiftungsvorgänge im menschlichen Stoffwechsel sind und dass eine sieben tägige Saftkur pro Halbjahr allein nicht reicht, um diese biochemischen Abläufe nachhaltig zu unterstützen. Vor allem die richtige Ernährungsweise und ein gesunder Lifestyle dienen als Prävention, wenig Umweltgifte und schädliche Stoffe aufzunehmen, die dann letztlich auch weniger entgiftet werden müssen.
Der Begriff Detox und worum es dabei genau geht
Der aus der englischen Sprache übernommene Begriff Detox, die Kurzform von Detoxification, steht für „Entgiftung, Entzug“. Darin ist die aus derselben Wortfamilie stammende Bezeichnung „toxisch (engl. toxic)“ kaum zu übersehenen, welche ein Fremdwort für Gift ist1. Wenn also im Alltagsgebrauch von einer Detox Kur gesprochen wird, geht es im weiteren Sinne darum, seinem Körper Gifte zu entziehen. Dies soll der Gesundheit und dem persönlichen Wohlbefinden dienen.
In erster Linie sollte nun klargestellt werden, dass der menschliche Organismus mit seinem natürlichem täglichen Stoffaustausch ständig schädliche Stoffe filtert, beseitigt oder umwandelt. Detox ist also tatsächlich ein täglicher Prozess wie unsere Atmung, der Herzschlag oder die Verdauung.
Metabolismus: Aufnahme und Abgabe von Stoffen
Der menschliche Organismus befindet sich in einem ständigen Zustand von Aufnahme und Abgabe: Wir atmen mit dem Mund und der Nase über die Luftröhre ein und nehmen den Sauerstoff in den Lungen über die Lungenbläschen in unseren Blutkreislauf auf. Dort wird er zum Herzen, den Organen und kleinsten Zellen transportiert, wo er für die Energieerzeugung genutzt wird. Aus diesem Vorgang entstehendes CO2 wird nach demselben System wieder hinaus transportiert: Sauerstoffarmes Blut gelangt über die Venen zurück zum Herzen und von dort aus wieder in die Lunge, um schließlich von uns ausgeatmet zu werden2. Auch über die Haut und unseren Verdauungstrakt nehmen wir Stoffe auf und geben diese nach demselben Grundprinzip wieder ab. Es geht also fortwährend darum – auf welchem der drei Wege auch immer – dass Stoffe in unser System und somit in unsere Blutlaufbahn gelangen und Gewebe sowie Organe damit versorgt werden.
Substanzen, die wenig nützlich oder sogar schädlich für den Organismus sein können
Es ist unvermeidbar, dass bei diesen komplexen Vorgängen auch Stoffe in unseren Körper gelangen, die ihm nicht dienlich oder langfristig in größeren Mengen gesundheitsschädigend sein können. Dies ist grundsätzlich nicht dramatisch, denn unser komplexes System verfügt über diverse Abwehrsysteme, welche ständig Arbeit leisten. Mechanische, sensorische und chemische Barrieren wie Haut, Magensäure, die Darmschleimhaut und unsere Sinne schützen uns zwar, jedoch können sie nicht alle Eindringlinge davon abhalten, in unser Innerstes zu kommen. Deswegen verfügen unsere Organe, Mikroorganismen, Zellen und Zellorganellen über verschiedene innere Abwehrsysteme bzw. Abwehrfunktionen, die uns „entgiften“.
Welche Stoffe müssen entgiftet werden?
Aus der Luft nehmen wir über die Atmung verschiedene Umweltgifte auf. Dazu gehören Abgase, kosmetische Chemikalien wie Nagellack, Haarfärbemittel, künstliche Duftstoffe, Haarspray und Deo. Hinzu kommt die Aufnahme von Teer und Tabak über das Rauchen von Zigaretten. Selbst wenn diese passiv eingeatmet werden, gelangen sie in unsere Lunge.
Über die Haut können Stoffe wie Mikroplastik und körperfremde Chemikalien in den Körper gelangen – oftmals über unbewusst ausgewählte Körperpflegeprodukte. Diese verfügen oftmals über hormonähnliche Wirkungen, karzinogene Eigenschaften oder haben ein Allergiepotential.
Eine große Rolle bei der Aufnahme von Toxinen spielt auch die Ernährung: Besonders in verarbeiteten Lebensmitteln der Convenience Stufe 4 und 5 sind viele industriell hergestellte Zusatzstoffe enthalten, die unser Körper letztlich wieder ausscheiden muss, da sie ihm nicht dienlich sind. Auch Alkohol, Medikamente und Koffein sind Substanzen, die unseren Zellen Schaden zufügen können und demnach von der Leber unschädlich gemacht werden müssen.
Wie entgiftet der Körper?
Der Verdauungstrakt, unser Blutkreislauf, die Leber und Niere spielen eine zentrale Rolle bei der Entgiftung des Körpers. Die Magensäure zersetzt bereits Substanzen und tötet außerdem einen großen Anteil von Parasiten wie Bakterien ab. Im Darm – insofern die Darmschleimhaut intakt ist – sorgt die Darmbarriere dafür, dass zumindest ein Teil der potenziell entzündungsfördernden Stoffen gar nicht erst resorbiert wird und dadurch auch nicht in den Blutkreislauf gelangt4.
Einige Partikel schaffen es jedoch, diese Schranke zu passieren und gelangen so in die Blutbahn – genauso, wie die Giftstoffe, die über die Haut und den Atem aufgenommen werden. Diese werden dann im Blut zur Leber transportiert5.
Wenn der Körper über die richtigen Mikronährstoffe und Aminosäuren verfügt, welche benötigt werden, um die Giftstoffe zu binden und hinaus zu transportieren, kann die Leber optimal entgiften:
Die Leber baut Alkohol und Hormone ab und emulgiert schwer oder nicht wasserlösliche Stoffe, bzw. baut diese um3. Für diese Prozesse benötigt sie vor allem die Aminosäuren L-Glutamin, Cystein, Arginin, Citrullin, Ornithin, Asparaginsäure, Lysin und Methionin.
Aus oder mithilfe von ihnen werden verschiedene Verbindungen gebildet, diese Enzyme können dann die Giftstoffe so binden, dass sie abtransportiert werden können. Auch Mikronährstoffe wie Selen, Zink, Mangan, Vitamin C und B Vitamine nehmen hier eine wichtige Rolle ein. In der Niere können die gebundenen Substanzen dann gefiltert und letztendlich über den Harn ausgeschieden werden.
Es ist empfehlenswert, eine gesunde Ernährung aus vielen frischen Lebensmitteln mit einem guten Multivitamin Präparat zu ergänzen. Wichtig dabei ist vor allem die Bioverfügbarkeit der jeweiligen Mikronährstoffe. Es gibt leider viele Billigprodukte, die zu niedrig dosiert sind oder sehr schlecht vom Körper aufgenommen werden.
Das alles klingt natürlich sehr komplex – und das ist es auch. Dies gibt uns auch nur einen kleinen Einblick in das faszinierende Zusammenspiel unseres Organsystems. Aber worin besteht nun der genaue Zusammenhang zu den verschiedenen aktiven Entgiftungsmethoden, die heute in unserer Gesellschaft propagiert werden?
Verschiedene Detox Methoden – welche Sinn machen und welche weniger
Besonders Saft Diäten sind eine beliebte Entgiftungsmethode, die vor allem aus marketingtechnischer Sicht von Lebensmittelherstellern und für deren Gewinn gut funktioniert. Problematisch bei Saftkuren ist jedoch einerseits der hohe Konsum von Fruktose – also Fruchtzucker – anderseits der Vitaminverlust, den Smoothies bei der Lagerung recht schnell erleiden:
Die meisten Früchte haben einen relativ hohen Fruktoseanteil und des Weiteren einen Glukoseanteil. Beides sind Einfachzucker und erhöhen den Blutzucker rasant. Ist der Blutzucker zu hoch, werden die Zucker meist schnell in Fett umgewandelt und gespeichert. Der Blutzucker sinkt dann auf einmal auf einen sehr tiefen Wert, so dass es zu Heißhunger Attacken kommen kann. Dies liegt daran, dass die Speicher der zwei Zuckerarten begrenzt sind und die von Fettzellen nicht.
Bei Fruktose ist sich die Wissenschaft mittlerweile sogar uneinig darüber, ob der 20g Speicher in der Leber überhaupt existiert. Zudem ist die Kapazität der Darmschleimhautzellen bezüglich der Aufnahme von Fruktose begrenzt, beim Überschreiten der Grenze kann sie gereizt werden, was letztlich nicht förderlich für den Detox Effekt ist.
Andere Detox Methoden können je nachdem ab und zu Sinn machen. Beispielsweise Heilfasten oder intermittierendes Fasten führt dazu, dass zunächst die Zuckerreserven in der Leber und Proteine abgebaut werden, anschließend werden die Fettspeicher als Energiequelle in Anspruch genommen7. Hinzu kommt, dass der Verdauungstrakt komplett entlastet wird – und die Verdauung ist ein sehr energieaufwändiger Prozess. Somit kann der Körper sich auf Regernations- und Reparaturprozesse konzentrieren, dabei werden letztlich Zellen erneuert und eine Vielzahl von Hormonen angeregt, die den Stoffwechsel auf Heilungsprozesse einstellt.
Der Entzug von Genussmitteln wie Alkohol, Zigaretten und Kaffee sollte auf jeden Fall in so einer Detoxphase miteinbezogen werden. Für manche Menschen ist allein dies eine Form der Entgiftung. Oftmals wird dieser Entzug von starken Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit in der Anfangsphase begleitet. Dies ist jedoch nur ein Zeichen dafür, dass der Körper tatsächlich aktiv am entgiften ist.
Die Basis für Detox ist die richtige Ernährungsweise
Es ist sinnvoll und langfristig nachhaltig, sich größtenteils gesund zu ernähren und die Lebensmittel zu meiden, die Giftstoffe enthalten. Außerdem sollte man über die Ernährung die Makro- und Mikronährstoffe in den Körper bringen, die die bereits beschriebenen Entgiftungsprozesse unterstützen. Im „Ernährungsdesign“ von Dr. Dominik Nischwitz wird auf einfache Weise erklärt wie man Ernährung als Basis für seine Gesundheit nutzt. Was heißt das konkret?
- Qualitativ hochwertige Lebensmittel beziehen: Optimalerweise biologisch erzeugte Ware.
- Frische und naturbelassene Produkte kaufen/ konsumieren. Beeren (die einen sehr geringen Zuckergehalt haben und viel Antioxidantien enthalten) und Gemüse können bedenkenlos als Tiefkühlware eingekauft werden – falls keine Zusatzstoffe oder Zucker hinzugefügt wurden.
- Milchproduktalternativen wie Cashew- Mandel- oder Kokosmilch / Cashew- Mandel- oder Kokosjoghurt ohne zugesetzten Zucker konsumieren.
- Gluten- und Sojafreie Lebensmittel kaufen: Reis- oder Buchweizennudeln statt Weizennudeln, Paleo Brot aus Nüssen und Samen statt Getreidebrot.
- Viel Gemüse, hochwertiges Protein und naturbelassene Fette essen à Bio Eier, Wildlachs, Bio Hähnchen, Quinoa, Kokosöl, Weidebutter, grünes Gemüse, Salat und Beeren
- Bitterstoffe in die Ernährung einbauten, z.B. mit Grapefruit und Bitterkräutern
× Nicht zu viel Zucker, insbesondere Fruchtzucker, konsumieren.
× Potenzielle Allergene wie Soja, Gluten und Milchprodukte meiden (ausgenommen
Weidebutter & Ghee)
× Industriell verarbeitete Produkte und unnatürliche Zusatzstoffe meiden.
× Gehärtete und industriell verarbeitet Fette wie Margarine meiden.
Lifestyle, Schlaf- und Stressmanagement
Auch diese Faktoren spielen indirekt eine Rolle, wenn es um Entgiftung geht, denn sie stehen in direktem Zusammenhang mit dem Verbrauch von Mikronährstoffen: Bei chronischem, negativem Stress wird viel mehr Magnesium über die Niere ausgeschieden, was zu einem Magnesiummangel führen kann8. Das Magnesium fehlt dann als Rohstoff bei den oben erklärten Entgiftungsprozessen.
Es gilt also, dass man sein Stressmanagement, Schlaf und Work-Life-Balance so optimieren sollte, dass der Körper noch genügend Regenerationsphasen hat, um sich auf die Entgiftungsprozesse zu konzentrieren.
Fazit
Spezielle Detox Kuren, aktive Entgiftungsphasen und Fastenkuren machen spezifisch angewendet Sinn, insofern sie auf der Basis von bewusster Ernährung und einem gesunden Lebensstil durchgeführt werden, der den Körper nachhaltig und langfristig bei seinen natürlichen Entgiftungsprozessen unterstützt.
Literatur
1 Duden: Toxisch. [https://www.duden.de/rechtschreibung/toxisch; 29.08.19]
2 Bütikofer, Markus; Hopf, Zensi; Rutz, Guido; Stach, Silke und Grigoleit, Andrea (2015): Humanbiologie 1: Grundlagen, Stoffwechsel und Abwehrsysteme. Zürich: Compendio Bildungsmedien. S. 69-84.
3 Sengebusch, Jürgen & Bastian, Ulrike (2015): Crashkurs Heilpraktikerprüfung. München: Elsevier GmbH.
S. 165-173.
4 Zschokke, PD Dr. Samuel (2017): Humanbiologie I – Ernährung & Verdauung. Basel: Universität Basel. Institut für Natur,- Landschafts- und Umweltschutz. S. 3-33.
5 Bütikofer, Markus; Hopf, Zensi; Rutz, Guido; Stach, Silke und Grigoleit, Andrea (2015): Humanbiologie 1: Grundlagen, Stoffwechsel und Abwehrsysteme. Zürich: Compendio Bildungsmedien. S. 61-63.
6 Diagnostisches Centrum: [https://www.diagnostisches-centrum.de/publikationen.html?id=573; 20.09.2019]
7 Enck, Paul; Frieling, Thomas & Schemann, Michael (2017): Darm an Hirn. Freiburg: Herder Verlag.
8 Strunz, Dr. Med. Ulrich (2016): Blut – die Geheimnisse unseres «flüssigen Organs». München: Heyne Verlag.