Klassischerweise werden zum Jahreswechsel immer viele gute Vorsätze für das neue Jahr festgelegt: Man möchte mit dem Rauchen aufhören, jeden Tag ins Fitnessstudio gehen, sich gesünder ernähren, mehr lernen oder produktiver arbeiten, weniger mit den Kindern schimpfen oder gleich einfach ein besserer Mensch werden. Diese Pläne entstehen jedoch oftmals durch gesellschaftliche Paradigmen, die in vielen Fällen nicht mit den persönlichen Prioritäten und Zielen einher gehen.
Jedes Jahr aufs Neue – Neujahrsvorsätze haben oftmals eine kurze Lebenszeit
Es gibt bereits alle guten Vorsätze; man kennt sie seit Jahren und jedes Mal nimmt man sich aus der Liste von guten Vorsätzen die heraus, die einem für sich selbst am dringendsten erscheinen. Direkt am 2. Januar – nachdem man sich am Tag vorher von der langen Silvesternacht erholen konnte – legt man dann auch los. Hochmotiviert geht es ins nächste Fitnessstudio, wo man sich erstmal auspowert und danach stolz ist, dass man es endlich zum Sport geschafft hat und das neue Jahr nun viel gesünder wird. Meistens hält dieser Eifer einige Tage oder vielleicht sogar Wochen an, bis einen der Alltag mit den Routinen einholt, die man sich jahrelang angeeignet hat. Am Ende bleiben die guten Vorsätze in vielen Fällen auf der Strecke. Aber woran liegt es, dass wir dabei so häufig scheitern und welche Lösungsansätze gibt es dafür?
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Grund #1: Gesellschaftliche Normen
Die guten Vorsätze sind nicht die eigenen, sondern wurden von der Gesellschaft festgelegt. Die klassische Liste von guten Neujahresveränderungen beinhaltet viele Dinge, die sich zwar in einem Wunschdenken schön anhören, aber tatsächlich fehlt der persönliche Bezug dazu. Will ich abnehmen, muskulös und schön aussehen, weil ich in den Medien Menschen sehe, die ein gesellschaftliches Idealbild darstellen? Oder geht es tatsächlich um Ziele, die ich aus persönlichen Absichten und Prioritäten anstrebe? Dies sollte tatsächlich an erster Stelle genauer reflektiert werden.
Wenn für jemand soziale Kontakte an oberster Stelle stehen und es für das Wohlbefinden der Person wichtig ist, immer ein Feierabendbier mit den Kollegen zu trinken oder mittags gemeinsam zur Dönerbude nebenan zu gehen, dann ist die Chance relativ klein, dass diese Person gesunder Ernährung langfristig einen hohen Stellenwert geben wird. Jemand anderes hingegen skaliert Gesundheit an oberster oder zweitoberster Stelle und Sozialkontakte kommen erst hinterher. In diesem Fall ist der persönliche Bezug viel näher am Ziel einer gesunden Ernährung dran.
Die Lösung hier ist also erstmal, ehrlich mit sich zu sein und festzustellen, wo die eigenen Prioritäten liegen um sich dann von Illusionen und gesellschaftlichen Paradigmen zu verabschieden. So können dann realistische Vorsätze festgelegt werden.
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Grund #2: Das Warum fehlt
Fest verbunden mit dem ersten Punkt ist das Warum, das vielen oft nicht bewusst ist, wenn sie sich der Liste von guten Vorsätzen widmen. Warum möchte man abnehmen? Warum möchte man mit dem Rauchen aufhören? Weshalb will man mehr leisten oder lernen? Hier wird auch recht schnell klar, ob die persönlichen Werte von #1 tatsächlich den eigenen Prioritäten entsprechen. Ist jemandem ausreichend Zeit mit Freunden und freie Wochenenden sowie pünktlicher Feierabend wichtig, dann wird es schwer, das Warum für mehr Leistung bei der Arbeit zu finden. In vielen Fällen kann man aber genau durch die Frage nach den Beweggründen den Link zu persönlichen Zielen herstellen:
Angenommen, der gute Neujahrsvorsatz, den man ausgesucht hat, konzentriert sich auf eine gesunde Ernährungsweise mit mehr Sport. Wenn man nun nach dem Warum sucht, reicht es nicht, sich ein „ich will gesünder leben“ aus den Fingern zu saugen. Viel mehr sollte festgestellt werden, welche konkreten Vorteile durch die Veränderungen entstehen. Diese müssen unbedingt mit den Werten verknüpft sein, die einem am wichtigsten sind. Sollte die Familie an oberster Stelle stehen, dann kann man sagen, man möchte mit seinen Kindern alt werden, ihnen Sportarten beibringen können, ein Vorbild sein und attraktiv für den Partner oder die Partnerin bleiben. Für jemand besteht das Warum vielleicht darin, attraktiv zu sein, um überhaupt einen Partner zu finden. Für noch jemand anderes ist die Karriere das Wichtigste. In diesem Fall kann die gesunde Lebensweise mit mehr Leistungsfähigkeit und Konzentration im Job verknüpft werden.
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Grund #3: Es fehlen konkrete langfristige und kurzfristige Zielsetzungen
Gute Vorsätze sollten nicht mit greifbaren Zielen verwechselt werden. Während sich die Vorsätze eher mit guten Taten gleichsetzen lassen, geht es beim Ziel darum, was man tatsächlich erreichen möchte. Die Ziele müssen messbar und realistisch sein. Wenn jemand fitter und gesünder sein möchte, reicht es nicht, zu sagen „in einem halben Jahr möchte ich mich besser fühlen“ sondern Mittel wie Körperfettmessungen, Blutwerte beim Arzt oder ein sportliches Ziel sollten das ganze reliabel, valide und objektiv messbar machen. Wenn jemand mehr bei der Arbeit leisten möchte, sollte er oder sie sich auch hier an diese Kriterien halten. Mit einer selbständigen Tätigkeit kann das beispielsweise in Form von finanziellem Gewinn oder an Neukunden gemessen werden.
Hinzu kommt die Differenzierung von kurzfristigen und langfristigen Zielen. Am besten setzt man zuerst das langfristige Ziel, das einem erstmal sehr weit entfernt und vielleicht noch etwas unrealistisch erscheint. Man könnte sich sagen „in einem Jahr möchte ich von 20% auf 10% Körperfett kommen“ oder „in einem Jahr hat mein Unternehmen doppelt so viel Gewinn gemacht, wie im Jahr zuvor“. Dann kann man kleine Teilziele setzen: „In einem Monat werde ich 1% weniger Körperfett haben“ oder „in einem Monat mache ich Betrag X an Gewinn“.
Wichtig ist hierbei auch immer, genaue Daten zu festzulegen, denn dies macht die Ziele noch verbindlicher.
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Grund #4: Der Plan für die Umsetzung fehlt – die nötigen To Do’s wurden nicht determiniert
Oft sagen Leute sie wissen, dass sie etwas für ihre Ziele leisten müssen. Trotzdem handeln sie nicht nach diesem Prinzip. Dies liegt in vielen Fällen daran, dass es an guter Planung fehlt. „If you’re fail to plan you plan to fail“. Dieses Zitat von Benjamin Franklin erklärt genau, was dann passiert; ohne die Dinge optimal zu planen, plant man quasi unbewusst zu scheitern.
Ein guter Plan enthält die passenden To Do’s zum persönlichen Ziel. Auch diese sollten möglichst konkret sein. Wer schlanker und fitter werden möchte, kann sich beispielsweise folgende To Do’s auf die Liste schreiben:
1. Ich gehe 3x pro Woche zum Sport!
2. Ich esse keinen Zucker mehr!
3. Ich esse 3x täglich Gemüse!
Die Liste kann natürlich noch weitergehen, aber auch hier macht es Sinn, sich für die kleineren Teilziele auch Schritt für Schritt neue To Do’s zu setzen. Mit zu vielen To Do’s wird man überfordert sein und die Motivation ist schnell vergangen. So erreicht man auch nachhaltig, dass sich Routinen ändern, so dass mit der Zeit auch weniger Disziplin verlangt wird und vieles einfach automatisch läuft.
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Grund #5: Die Vorsätze werden nur auf Grund des Jahreswechsels festgelegt
Der Zeitpunkt wird oftmals aus den falschen Beweggründen ausgesucht. Wenn das Ziel oder der Vorsatz wie weiter oben bereits beschrieben aus den falschen Gründen entsteht, dann ist die Chance hoch, dass es sich um eine kurzzeitige Sache handelt, die in der täglichen Routine schnell wieder untergeht. Ist das Ziel jedoch schon lange auf der persönlichen Liste, so spricht nichts dagegen, es als Neujahresvorsatz anzugehen. Dennoch sollten alle anderen Punkte, die bereits diskutiert wurden, berücksichtigt werden. Vielleicht hat man sich bereits die letzten Monate mit einem Ziel auseinandergesetzt und im Januar wird sich ohnehin im eigenen Leben etwas ändern, dann ist ein Neustart mit guten Vorsätzen in Form von konkreten Zielen durchaus empfehlenswert. Jedoch kann auch zu jedem Zeitpunkt während des Jahres ein Ziel gesetzt und mit den nötigen To Do’s realisiert werden.
Fazit: Jahresvorsätze können als persönliche Ziele besser visualisiert und realisiert werden
Vorsätze für das neue Jahr machen nur Sinn, wenn sie einige Kriterien erfüllen: Sie müssen einerseits als individuell abgestimmte Ziele formuliert werden, die auch tatsächlich den Werten entsprechen, die für einen selbst eine hohe Priorität haben. Diese Ziele sollten klar mit messbaren Werten determiniert werden. Anderseits muss das Warum ganz bewusst notiert und immer wieder aufgerufen werden, damit die nötigen To Do’s tatsächlich auch vorgenommen werden. Ein guter Vorsatz sollte nicht auf Grund von gesellschaftlichen Normen oder wegen dem Jahreswechsel festgelegt werden, sondern gut langfristig durchdacht und in kleine, realistische Teilziele aufgesplittet werden. Und zuletzt: Take action everyday!