Vegan – man hört und sieht es überall. In Supermärkten, in Cafés, in Restaurants, in Zeitungen & Magazinen und in der Werbung. Neu ist der Hype um vegane Ernährung nicht mehr – jedoch anhaltend. Die Anzahl an Vegetariern und besonders Veganern ist in Deutschland stets ansteigend. Immer mehr Leute verzichten auf tierische Produkte und setzen auf ausgewogene, rein pflanzliche Kost.
Die Trendwelle begann vor allem dadurch, dass die Bedingungen unter denen in Deutschland und vielen anderen Ländern die Tiere gehalten werden nicht den Gesetzen der artgerechten Tierhaltung entsprechen, die Massentierhaltung ihren Höhepunkt erreichte und immer mehr medizinische Studien Erkenntnisse über die Auswirkungen einer sehr fleischlastigen Ernährung lieferten.
Wie alle Ernährungsweisen bringt auch die vegane sowohl positive als auch negative Aspekte mit und es wurden in den letzten Jahren viele wissenschaftliche Untersuchungen über vegetarisch- und vegane Ernährungsformen durchgeführt. Wir haben einige interessante Aspekte für Euch mal unter die Lupe genommen.
Gesundheitliche Vorteile einer veganen Ernährung
Diabetes, Bluthochdruck und Cholesterinwerte
Da eine pflanzenbasierte Ernährung deutlich fettärmer und meist auch ausgewogener ist, haben die meisten Veganer einen niedrigeren Body-Mass-Index als diejenigen, die sowohl Fleisch als auch Milchprodukte zu sich nehmen. Dies führt unter anderem dazu, dass das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, sinkt. Zusätzlich beinhaltet die vegane Ernährung in den meisten Fällen ein ausgefallenes und breites Spektrum an Obst- und Gemüsesorten. Fast alle Obstsorten (außer Ananas und Wassermelone) sowie Gemüse, Blattgemüse, Süßkartoffeln und allerlei Hülsenfrüchte haben einen niedrigen glykämischen Index, der sich positiv auf den Kohlehydratstoffwechsel auswirkt und ebenfalls dazu beiträgt, das Diabetes-Risiko zu senken.
Mit ansteigendem BMI erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit an Bluthochdruck zu erkranken. Wer seine Ernährung auf vegan umstellt, erlebt meist eine Reduzierung seines Körpergewichts. Dies ist nicht auf die Reduzierung der gegessenen Menge, sondern einfach auf das Bewusstsein, das für die Nahrung entwickelt wird und die sehr gut sättigenden Gemüse- und Vollkornalternativen zurückzuführen. Besonders Veganer weisen in Studien deutlich niedrigere Blutdruckwerte auf als Mischköstler.
Mit einem erhöhten Konsum an Fleisch- und Tierprodukten steigen auch die Cholesterinwerte im Blut. Menschen, die sich über einen längeren Zeitraum rein pflanzlich ernährten, wiesen eine niedrigere Konzentration an LDL- und Gesamtcholesterin im Blut auf.
Zudem belegen neueste Studien, dass der Konsum von Fleisch, Eiern und Milchprodukten das Risiko für Alzheimer erhöht.
Bewusstsein für Körper, Ernährung und Umwelt
Grundsätzlich ist erkennbar, dass Veganer ein deutlich höheres Bewusstsein für den eigenen Körper, die Gesundheit, die Ernährung und auch die Umwelt im Laufe der Zeit entwickeln. Ebenfalls sorgt die achtsame Lebensmittelauswahl und die intensive Beschäftigung mit Nahrungsmitteln häufig für eine gesündere, ausgewogenere sowie auch kalorienärmere Ernährungsweise und die meisten Veganer haben ein deutlich besseres Körpergefühl als Menschen, die sich hauptsächlich durch Mischkost ernähren. Interessant ist, dass sich mehr Frauen als Männer vegan beziehungsweise zumindest vegetarisch ernähren und vegan lebende Frauen und Männer einen höheren Bildungsstand aufweisen – fast 70% der Veganer haben einen hohen Bildungsabschluss.
Reduzierung des Krebsrisikos
Mittlerweile herrscht Einigkeit darüber, dass das Risiko an Krebs zu erkranken durch eine vegane Ernährungsweise deutlich reduziert werden kann. Wer nicht auf wirklich alle tierischen Nahrungsmittel verzichten mag, den können wir darauf hinweisen, dass man auch schon mit einer vegetarischen Ernährung das Krebsrisiko deutlich senken kann.
Was spricht bei so vielen gesundheitlichen Vorteilen noch gegen eine vegane Ernährungsweise?
Osteoporose-Risiko
Wer sich vegan ernährt, muss strengstens darauf achten, ausreichend Kalzium zu sich zu nehmen, da sonst das Risiko an Osteoporose zu erkranken ansteigt. Studien zeigten, dass Menschen, die sich komplett vegan ernährten im Gegensatz zu Vegetariern, Fischessern und Fleischessern ein 30% höheres Risiko für durch Osteoporose bedingte Knochenbrüche auswiesen. Dieser Prozentsatz galt aber lediglich für Veganer mit einer sehr niedrigen Kalzium-Zufuhr.
Vegane Ernährung ist zeitintensiver und aufwendiger
Eine gute und ausgewogene vegane Ernährungsweise erfordert ganz bestimmte Nährstoff-Zusammenstellungen und somit auch eine enorme Bandbreite an verschiedenen Gemüsesorten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und ähnlichem. Zudem ist darauf zu achten, dass die unterschiedlichen Bestandteile in den richtigen Mengen kombiniert werden und sich zum Beispiel die pflanzlichen Eiweiße richtig ergänzen. Dies erfordert Zeit und auch Kenntnisse in Bezug auf Nährstoff- und Inhaltsstoffzusammensetzungen sowie ein gewisses Maß an Selbstdisziplin.
Veganer sollten Vitamin B12 supplementieren
Vitamin B12 ist hauptsächlich in tierischen Nahrungsmitteln zu finden und von hoher Bedeutung für eine richtig funktionierende Zellteilung. Das Vitamin wird von Mikroorganismen im Wiederkäuerdarm sowie auch in Boden und Wasser mit Hilfe von Kobalt gebildet. So landet es dann schlussendlich in Fleisch, Fisch, Eiern und auch Milchprodukten. Fermentierte pflanzliche Lebensmittel wie beispielsweise Sauerkraut, Tempeh oder Bier können es ebenfalls enthalten. Bei der pflanzlichen Version ist jedoch unklar, inwieweit es vom menschlichen Körper aufgenommen werden kann.
Ein Mangel an Vitamin B12 kann sich ebenfalls negativ auf die Psyche und die Funktionen im Gehirn auswirken, da es auch einen erheblichen Anteil an der Entwicklung und dem Schutz neuronaler Verbindungen des Gehirns hat. Außerdem dient es der Synthese wichtiger Botenstoffe im Nervensystem, wie Serotonin und Dopamin und ist somit unabdingbar für ein funktionierendes Nervensystem.
Zusammenfassend bringt eine rein vegane Ernährungsweise aus gesundheitlicher Perspektive viele Vorteile mit sich, die mittlerweile auch medizinisch bewiesen werden können. Jedoch ist die tatsächliche Umsetzung im Alltag für viele Menschen schwierig ist, da sie das Gefühl haben auf zu viel verzichten zu müssen, sich die Zeit nicht nehmen möchten oder schlichtweg zu gerne Fleisch- und Milchprodukte essen. Dennoch steht aus rein gesundheitlichen Aspekten einer rein pflanzlichen Ernährung – für einen gesunden, ausgewachsenen Menschen – nichts im Wege. Für Kinder, schwangere Frauen oder Menschen mit speziellen, gesundheitlichen Umständen gilt diese Ernährungsweise jedoch als umstritten.
Quellen:
https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/becoming-a-vegetarian
https://www.medicalnewstoday.com/articles/149636.php
https://www.humanitas.net/news/pros-cons-plant-based-diet/
http://www.dailymail.co.uk/health/article-5168823/Dangers-vegan-diet.html
https://www.livestrong.com/article/265682-pros-cons-of-vegan-diets/
https://vebu.de/veggie-fakten/entwicklung-in-zahlen/anzahl-veganer-und-vegetarier-in-deutschland/